FMEA erfolgreich nutzen: Vorteile und Stolpersteine

Mit der Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse (FMEA) wenden Sie eines der am häufigsten gebrauchten Werkzeuge im Qualitäts- und Risikomanagement an. Innerhalb eines SIX SIGMA-Projekts dient sie der systematischen Identifizierung und Einschätzung potenzieller Fehler in Prozessen oder bei Produkten. Mit dieser analytischen Methode können Risiken frühzeitig erkannt und bestenfalls vermieden werden – allerdings nur, wenn die FMEA korrekt angewendet und typische Fehler vermieden werden. Dieser Blogbeitrag stellt die Vorteile und mögliche Stolpersteine einer FMEA einander gegenüber.

Vorteile und Nachteile

Zur Prozessoptimierung gehört die FMEA wie die DMAIC-Methode zu SIX SIGMA. Die Anwendung bietet zahlreiche Vorteile in der Praxis.

  • Fehler-Früherkennung bereits in der Planungs- und Entwicklungsphase
  • Risikominimierung durch systematische Bewertung und Priorisierung
  • Qualitätsverbesserung dank präventiver Fehlervermeidung
  • Kosteneinsparungen durch Vermeidung von Fehlern, Ausfällen, Nacharbeiten oder Rückrufen
  • Bessere Kommunikation innerhalb verschiedener Abteilungen, welche die FMEA als Basis nutzen
  • Kontinuierliche Optimierung von Prozessen und Produkten

So hilfreich die FMEA auch ist – neben positiven Faktoren sollte man vor dem Einsatz auch mögliche Nachteile in Betracht ziehen, die einkalkuliert werden müssen, um ein für alle Beteiligten zufriedenstellendes Ergebnis zu erreichen:

  • Enormer Aufwand, vor allem bei der Analyse komplexer Produkte und Prozesse
  • Keine konkrete monetäre Bewertung der durch die Analyse nicht entstandenen Fehler
  • Objektiv nicht messbar, da die Analyse qualitativ (subjektiv) ist
  • Keine Betrachtung von Mehrfachfehlern, sondern von Einzelfehlern

Fehler und Stolpersteine

Trotz aller Vorteile kann es bei der Durchführung einer FMEA auch zu Fehlern kommen, welche die Effektivität der Analyse beeinträchtigen oder schlimmstenfalls zu weiteren Problemen und höheren Kosten führen.

Allen voran sind hierbei vor allem der Kenntnisstand und das Know-how des Teams zu nennen. Die FMEA ist nur so gut wie das Team, das an ihr im Rahmen eines SIX SIGMA-Projekts arbeitet. Sind nicht alle Beteiligten auf demselben Wissensstand oder können bestimmte Werkzeuge nicht korrekt anwenden, sind Fehler vorprogrammiert.

Hinzu kommen weitere mögliche Stolpersteine, die zu Fehlern führen können:

  • Mangelnde Vorbereitung und unzureichende Definition von Bauteilen, Funktionen, Baugruppen usw.
  • Falsche Angaben der Risikobewertung – oftmals durch das Management
  • Fehlende Methodenkompetenz der Teamführung und chaotische Verwendung verschiedener Verfahren
  • Vergessen/Übersehen relevanter Fehler
  • Aufnahme zu vieler irrelevanter und seltener Fehler
  • Trügerische Sicherheit durch routinemäße, aber oberflächliche FMEA
  • Keine klare Unterscheidung nach Design- und Prozess-FMEA

Fallbeispiel aus der Praxis

Ein Elektronikunternehmen führt im Rahmen einer SIX SIGMA-Prozessoptimierung eine FMEA für ein neues Steuergerät durch. Im Zuge der Analyse werden viele seltene und irrelevante Fehler aufgenommen, wie zum Beispiel das Versagen eines selten verwendeten Bauteils bei extrem heißen Temperaturen. Gleichzeitig werden jedoch wichtige Fehler übersehen, wie etwa die Anfälligkeit der Hauptplatine für Feuchtigkeit.

Nach der Markteinführung häufen sich die Meldungen und Reklamationen wegen Ausfällen aufgrund von Feuchtigkeitsschäden, was zu teuren Rückrufen und Reparaturen führt. Ursache ist die Fokussierung auf unwahrscheinliche Fehler statt auf die Analyse tatsächlich relevanter Probleme.

Das Unternehmen überarbeitet daraufhin seine FMEA-Methodik, um sicherzustellen, dass relevante Fehler priorisiert und unwichtige Fehler weniger stark berücksichtigt werden. Dies führt zu einer signifikanten Verbesserung der Zuverlässigkeit und Qualität des Steuergeräts.

FMEA-Schulungen vom SIX SIGMA-Experten

Die FMEA – richtig angewendet – kann signifikant zur Verbesserung der Qualität und Sicherheit von Produkten sowie Prozessen beitragen. Um Risiken aufgrund falscher Anwendung zu reduzieren, empfiehlt sich eine umfassende Schulung, angepasst an den Wissensstand der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Gerne stehe ich Ihnen für eine solche Schulung oder zur Beantwortung Ihrer Fragen zur Verfügung.

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