Woher kommt die 6 in SIX SIGMA?

Im letzten Blogbeitrag ging es um die Herkunft der Bezeichnung SIX SIGMA. Allerdings blieb der Beitrag eine Erklärung schuldig, woher genau SIX – also die Zahl 6 – stammt. Wir wissen bereits, dass Sigma die Standardabweichung in der Gaußschen Normalverteilung bezeichnet. Warum gerade die Zahl 6 namensgebend für SIX SIGMA als System der Prozessoptimierung ist, soll hier beleuchtet werden – und ist mitunter nicht ganz unkompliziert.

Ein Blick unter die Gaußsche „Glocke“

Die Wichtigkeit der Zahl 6 lässt sich anhand der Gauß-Glockenkurve gut erklären. Zwischen dem Mittelwert und einer der beiden Toleranzgrenzen passt sechsmal die Streuung Sigma, wenn es sich um einen SIX SIGMA-Prozess handelt – also um ein nahezu perfektes Qualitätsniveau. Wird die Streuung größer oder werden die Toleranzgrenzen enger gesetzt, so passt Sigma nicht sechsmal zwischen Mittelwert und Grenze, sondern weniger oft.

Das Sigma-Level

Damit kommen wir zum Begriff des Sigma-Levels, das ein wichtiges Maß für die Prozessfähigkeit darstellt, denn: Wie im vergangenen Beitrag erwähnt, hat ein Prozess mit einem Sigma-Level von 6 eine Fehlerrate von gerade mal 3,4 pro Million. Ergibt sich ein geringeres Sigma-Level – beispielsweise mit 5 oder 4 – bedeutet das eine höhere Fehlerrate und somit eine geringere Prozessqualität.

So gilt zum Beispiel ein Prozess mit einem Sigma-Level von 3 bereits als schlecht, auch wenn hier zu 93,3 Prozent korrekte Teile produziert werden – 6,7 Prozent liegen außerhalb der Toleranzen. Geht man von einer Million produzierter Teile aus, sind das 66.800 fehlerhafte Teile, was einen enormen finanziellen Verlust bedeutet.

Mit dem Sigma-Shift wird es noch komplexer

So weit, so gut. Das Sigma-Level zeigt die Prozessqualität im Hier und Jetzt an. Kompliziert wird es jedoch, wenn die langfristige Prozessfähigkeit berücksichtigt werden muss – denn bereits Motorola stellte bei der Anwendung von SIX SIGMA als Methode der Prozessoptimierung fest, dass sich Prozesse im Laufe der Zeit verändern und verschieben. Diese Verschiebung wird auch als Langfristige Dynamische Mittelwertvariation bezeichnet und beträgt in den meisten Fällen zwischen 1,4 und 1,6 Sigma – gemittelt 1,5 Sigma. Der „1,5-Sigma-Shift“ besagt, dass auch ein derzeit perfekter Prozess mit einem Sigma-Level von 6 langfristig eher auf ein Level von 4,5 kommt. Diese Mittelwertverschiebung muss immer einkalkuliert werden.

SIX SIGMA als Level? Außerordentlich schwierig

Der Name SIX SIGMA bezeichnet also genaugenommen ein Ziel: nämlich ein Sigma-Level von 6 zu erreichen und beizubehalten. In der Realität ist das äußerst schwierig, gerade über einen längeren Zeitraum. Unternehmen können sich daher mit einem Sigma-Level von 4 bereits glücklich schätzen.

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