Kreativitätstechniken – Teil 1: SCAMPER & die Walt-Disney-Methode

Im vorangegangenen Blogbeitrag wurde die Bedeutung von Kreativität bei der Prozessoptimierung und insbesondere in der IMPROVE-Phase hervorgehoben. In dieser Phase werden innerhalb eines SIX SIGMA-Projektes die Lösungen zur Behebung der Problemursachen ermittelt. Was einfach klingt, ist durchaus anspruchsvoll, denn mögliche Lösungsansätze lassen sich nicht irgendwo ablesen, sondern müssen erarbeitet werden – das erfordert Kreativität und mitunter auch ungewöhnliche Denkansätze.

Zur Ideenfindung und zum Erlernen der Fähigkeit, über den Tellerrand hinauszuschauen, gibt es im Rahmen der SIX SIGMA-Methode eine Reihe von Kreativitätstechniken. Einige möchte ich Ihnen in den folgenden Blogbeiträgen vorstellen.

SCAMPER: Schlüssel zu kreativen Durchbrüchen

SCAMPER ist eine Kreativitätstechnik, die auf einer Checkliste beruht und Teams dabei unterstützt, übliche Denkmuster zu durchbrechen, das Normale infrage zu stellen und unkonventionelle Ideen zu finden. Für die Anwendung der SCAMPER-Methode in einem SIX SIGMA-Projekt ist eine Moderation von Vorteil, denn es braucht etwas Übung und vor allem Mut, Denkweisen zu entwickeln, die vielleicht unrealistisch oder lächerlich erscheinen. SCAMPER lässt sich in vielen Bereichen einsetzen, zum Beispiel in der Produktentwicklung, im Marketing oder bei der Optimierung von Geschäftsprozessen.

Die Bezeichnung SCAMPER ist ein Akronym aus englischen Begriffen, die gleichzeitig die einzelnen Schritte der Kreativitätstechnik darstellen:

  • Substitute (ersetzen): Welche Materialien, Komponenten oder auch beteiligte Personen lassen sich ersetzen? So können zum Beispiel modernere Materialien in Betracht gezogen werden.
  • Combine (kombinieren): Gibt es Überschneidungen bei Funktionen oder Angeboten – lassen sich Dienstleistungen oder Produkte kombinieren? Hier können leistungsstarke Lösungen entwickelt werden, die Ressourcen sparen.
  • Adapt (anpassen): Gibt es zusätzliche, sinnvolle Elemente, die ergänzt werden sollten? Zur Produktverbesserung oder Optimierung der Dienstleistung können weitere Features hinzugefügt werden.
  • Modify (verändern): Ist die Modifizierung von Größe, Farbe oder Material denkbar? Hieraus können neue Ideen, Ergebnisse oder Produkte entstehen.
  • Put to another use (anders verwenden): Ist das vorhandene Produkt, die bestehende Dienstleistung oder Idee anders nutzbar? Eine Umfunktionierung kann neue Perspektiven eröffnen.
  • Eliminate (entfernen): Kann eine Vereinfachung des Produkts oder der Dienstleistung einen Vorteil bringen? Oftmals ist weniger mehr.
  • Reverse (umkehren): Lässt sich die Reihenfolge der Elemente ändern und welche Ergebnisse ergeben sich dadurch? Durch die Umkehr traditioneller Denkmuster können neue Einsichten gewonnen werden.

Obwohl SCAMPER auch in Einzelarbeit angewendet werden kann, ist es empfehlenswerter im Team zu agieren, da sich dabei oft viele neue Denkansätze ergeben.

Mit der Walt-Disney-Methode Ideen zum Leben erwecken

Die Walt-Disney-Methode basiert auf dem Konzept des Rollenspiels und ist nach dem berühmten Filmproduzenten und Unternehmer benannt, der diese Technik selbst angewendet hat, um kreative Filmideen zu entwickeln. Die Methode sollte im Bestfall von SIX SIGMA-Teams mit drei bis vier Personen durchgeführt werden.

Die Teammitglieder nehmen nacheinander verschiedene Rollen ein und betrachten Probleme, Sachverhalte und Ziele aus unterschiedlichen Perspektiven:

Der Träumer: Er lässt sich in seiner Kreativität und seinen Vorstellungen durch nichts begrenzen, entwickelt fantasievolle und womöglich unrealistisch wirkende, oftmals jedoch visionäre Ideen.

Der Realist: Er konzentriert sich auf das Machbare und bezieht harte Fakten wie Kosten und andere Ressourcen ein.

Der Kritiker: Er stellt konstruktive Fragen, äußert mögliche Bedenken, analysiert die erarbeiteten Denkansätze und macht Verbesserungsvorschläge.

Eine vierte Person fungiert währenddessen als neutraler Beobachter, dokumentiert den Verlauf sowie die Ergebnisse und kann bei Bedarf als Moderator eingreifen. Die Walt-Disney-Methode ist leicht durchführbar und bedarf keiner großen Einweisung – dennoch braucht es in der Regel einige Zeit, bis sich die Teammitglieder auf die Rollen einlassen können. Der Prozess kann mehrmals und mit Rollenwechsel durchlaufen werden, um ausgereifte Ideen zu entwickeln.

Im nächsten Blogbeitrag werden zwei weitere Kreativitätstechniken vorgestellt. Bei Fragen bin ich gern für Sie da.

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