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Die Pugh Matrix zur Entscheidungsfindung
In jeder Branche, in jedem Geschäftsbereich und auf jeder Unternehmensebene müssen täglich Entscheidungen getroffen werden, sei es strategischer Natur oder mehr die Praxis betreffend. Wichtig bei der Entscheidung für (und auch gegen) eine von mehreren verfügbaren Alternativen ist, dass die gewählte Option die spezifischen Anforderungen (z. B. an die vorliegende Aufgabe) am besten trifft. Oft ist es allerdings schwierig, bei einer Vielzahl an Optionen abzuschätzen, bei welcher es sich um die geeignetste handelt.
Dabei ist es von hoher Bedeutung, sich bei der Entscheidungsfindung nicht auf vages Ermessen zu verlassen und einfach abzuwarten, wie sich das Ergebnis entwickelt. Vielmehr sollte die Entscheidung fundiert getroffen werden, das heißt auf einem strukturierten Prozess beruhen. Dies kann durch eine sogenannte Pugh Matrix erfolgen.
Pugh Matrix: Definition, Arten und Komponenten
Die Pugh Matrix erlaubt einen systematischen Vergleich mehrerer Optionen hinsichtlich bestimmter Kriterien. Benannt ist das Tool nach dem britischen Produktdesigner Stuart Pugh, wird aber auch als Entscheidungsmatrix (Decision matrix) bezeichnet. Mittels dieser Technik kann ein Ranking (eine Rangordnung durch Wichtung) unter multidimensionalen Alternativen aufgestellt werden. Diese Rangfolge basiert auf einem Vergleich und einer Abwägung der einzelnen Optionen untereinander bzw. gegeneinander. Im Grunde ähnelt die Matrix einer klassischen Pro-und-Contra-Liste. In folgenden Bereichen wird sie beispielsweise eingesetzt:
- Redesign bestehender Prozesse
- Verbesserung eines Prozesses, der die Kundenanforderungen nicht (mehr) trifft
- Wahl des besten Konzeptes aus mehreren möglichen
Gewichtete und ungewichtete Pugh Matrix
Es wird zwischen gewichteten und ungewichteten Pugh Matrizen unterschieden. Bei einer ungewichteten Matrix werden alle Kriterien als gleichwertig betrachtet, während bei einer gewichteten Pugh Matrix jedem Bewertungskriterium eine Wichtigkeit zugeordnet wird.
Ungewichtete Pugh Matrix
Sie besteht aus vier Komponenten: den Optionen (Alternativen, die zur Wahl stehen), den Kriterien (anhand derer werden verschiedene Optionen miteinander verglichen), Werten (zur Bewertung der Kriterien; in der Regel drei: überdurchschnittlich, neutral/durchschnittlich, unterdurchschnittlich) sowie der Summe (finaler Wert einer Option, abgeleitet von den Bewertungen).
Gewichtete Pugh Matrix
Hier kommt noch eine weitere Komponente mit der Gewichtung der einzelnen Kriterien hinzu. Sie beschreibt die Wichtigkeit für den jeweiligen Sachverhalt, für den eine Entscheidung getroffen werden soll.
Die Pugh Matrix im Anwendungsbeispiel
Die Entscheidungsmatrix kann im Grunde für alle möglichen Entscheidungen herangezogen werden. So beispielsweise auch bei der Entscheidung für eine neue Waschmaschine. Nach einer ersten groben Auswahl kommen vielleicht mehrere Modelle infrage. Nutzt man eine Pugh Matrix, würde man alle diese Modelle auf eine Liste schreiben und für jedes Punkte vergeben, beispielsweise von -1 (weniger gut) bis +1 (gut). Der Wert 0 ist neutral.
Der Einfachheit halber wird im Folgenden angenommen, dass nur zwei Modelle zur Auswahl stehen.
Ungewichtete Pugh Matrix für den Waschmaschinenkauf
Als Kriterien für die Entscheidung für ein bestimmtes Waschmaschinenmodell könnten folgende angeführt werden: Kosten, Anzahl der Waschprogramme, Energieeffizienz, Größe, Kundenservice des Herstellers.
Modell 1 schneidet bei diesen Kriterien so ab:
- Kosten: -1 (teuer)
- Anzahl Waschprogramme: +1 (viele Programme)
- Energieeffizienz: 0 (durchschnittlicher Energieverbrauch)
- Größe: -1 (sehr groß, bei wenig Platzangebot)
- Kundenservice: -1 (kein guter Kundenservice, ausländischer Hersteller)
Die Summe aller Bewertungen ergibt damit: -2
Modell 2 schneidet folgendermaßen ab:
- Kosten: -1 (teuer)
- Anzahl Waschprogramme: 0 (standardmäßig viele Programme)
- Energieeffizienz: +1 (sehr energiesparend)
- Größe: 0 (normale Größe)
- Kundenservice: +1 (guter Kundenservice)
In der Summe erhält Modell 2 den Wert +1. Damit schneidet dieses Modell besser ab und „gewinnt“.
Für einen ersten Überblick ist dies gut. Doch eine ungewichtete Pugh Matrix stößt auch schnell an Grenzen. Es kann nämlich zum Beispiel sein, dass dem Käufer oder der Käuferin die Größe nicht so wichtig ist, weil im Keller ausreichend Platz vorhanden ist. Die Zahl der Waschprogramme spielt dafür eine größere Rolle, und der Kunde oder die Kundin legt auch Wert auf eine gute Energiebilanz. Dafür zahlt er oder sie auch gern mehr, weshalb der Preis wiederum weniger wichtig ist. Aufgrund dieser Faktoren würde die Entscheidungsmatrix anders ausfallen, hier ist dann eine gewichtete Pugh Matrix gefragt.
Gewichtete Pugh Matrix für den Waschmaschinenkauf
Bei dieser Variante erhalten die einzelnen Bewertungskriterien eine spezifische Gewichtung, die beispielsweise anhand von Zahlen von 1 bis 3 ausgedrückt wird. Im oben genannten Szenario würde die Gewichtung dann etwa so aussehen: Kosten 1 (eher unwichtig), Anzahl der Waschprogramme 2 (wichtig), Energieeffizienz 3 (sehr wichtig), Größe 1 (unwichtig), Kundenservice des Herstellers 2 (wichtig).
Die erteilten Werte werden dann mit diesem Wichtigkeitsfaktor multipliziert und es gibt andere Ergebnisse:
Modell 1:
- Kosten: -1 x 1 = -1
- Anzahl Waschprogramme: +1 x 2 = +2
- Energieeffizienz: 0 x 3 = 0
- Größe: -1 x 1 = -1
- Kundenservice: -1 x 2 = -2
Summe: -2
Modell 2:
- Kosten: -1 x 1 = -1
- Anzahl Waschprogramme: 0 x 2 = 0
- Energieeffizienz: +1 x 3 = +3
- Größe: 0 x 1 = 0
- Kundenservice: +1 x 2 = +2
Summe: +5
Auch hier schneidet Modell 2 besser ab, der Unterschied ist in dem Fall aber nicht unerheblich deutlicher. Hier weiß der Käufer genau, dass das gewählte Modell hinsichtlich der Kriterien, die für ihn oder sie wichtig sind, eine sehr gute (im Vergleich zu Modell 1 die beste) Option darstellt.
Die Pugh Matrix im SIX SIGMA
Die Pugh Matrix wird auch oft als Tool im SIX SIGMA verwendet, insbesondere in der Definitions- und Verbesserungsphase des DMAIC-Zyklus.
Außerdem ist die Pugh Matrix Bestandteil der Design for SIX SIGMA-Schulung bei Dirk Jödicke. Hier wird die Entscheidungsmatrix herangezogen, um bei einer bestimmten Fragestellung die bestmögliche Lösung zu finden. Das kann beispielsweise relevant sein in der Produktentwicklung, etwa bei der Frage, welches Verfahren zur Produktherstellung sich am besten hinsichtlich der Kundenwünsche eignet.