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SIX SIGMA im Leistungssport
Es ist wieder an der Zeit, dass zumindest europaweit flächendeckend das Fußballfieber ausbricht: Angesichts der UEFA-Europameisterschaft sitzen selbst Menschen, die ansonsten keinerlei Interesse an dem Kickspiel haben, bei Spielen der eigenen Nationalmannschaft gespannt vor den Bildschirmen und verfolgen das Spielgeschehen. Auch in den Medien rückt der Fußball bei einem solchen internationalen Turnier in den Vordergrund. Doch egal, ob beim Amateur-Gespräch oder durch professionelle Sportkommentatoren: Nach einer Partie wird der gesamte Spielvorgang dann oft genaustens analysiert. Was lief gut, was lief nicht so gut? Im Falle eines Sieges: Was brachte den Gewinn? War es Glück, sportliche Leistung oder die perfekte Strategie? Und hat die favorisierte Mannschaft eine Niederlage eingefahren: Wo lag hier die Ursache?
SIX SIGMA ist eine effektive und bewährte Methode der Prozessoptimierung. In verschiedensten Branchen wird SIX SIGMA bereits seit vielen Jahren überaus erfolgreich eingesetzt. Ursprünglich vor allem in der Fertigungsindustrie angewendet, kommt SIX SIGMA seit geraumer Zeit auch vermehrt beispielsweise in der Medizin, in der Forschung, im Personalwesen oder sogar in der Werbung zum Einsatz.
Auch im Leistungssport besteht immerzu das Streben nach einer kontinuierlichen Optimierung, hauptsächlich der körperlichen Leistungsfähigkeit des einzelnen Sportlers. Im Teamsport geht es darüber hinaus auch um die Optimierung der Spielprozesse innerhalb des Teams und im Wettkampf gegen andere.
Gerade jetzt, im Rahmen der Fußball-EM, stellt sich die eine oder andere mit SIX SIGMA vertraute Person die Frage, ob sich nicht zumindest Teilansätze von SIX SIGMA auch auf den Leistungssport übertragen lassen. Dies soll im folgenden Beitrag etwas näher beleuchtet werden.
SIX SIGMA und Sport
Im Sport können SIX SIGMA-Konzepte verwendet werden, um Schwächen der sportlichen Leistung zu isolieren und dann zu verbessern. In einer Einzel-Sportart wie Golf beispielsweise kann die Leistung eines Golfspielers mit bestimmten Schlägern analysiert werden. Es könnten sich damit auch Spielbereiche bestimmen lassen, die mehr Übung erfordern. Durch die Verwendung quantifizierter Daten an verschiedenen Stellen des Platzes kann der Golfer Problembereiche identifizieren und dann gezielt Zeit darauf verwenden, die Gesamtleistung zu verbessern.
Beim Einsatz von SIX SIGMA im Sport geht es darum, die Leistung eines einzelnen Sportlers zu maximieren, indem wichtige Problembereiche isoliert, angegangen und anschließend behoben werden. Durch diese kleinen, fokussierten Schritte können Sportler ihre Fehler reduzieren und schrittweise ihr höchstes Potenzial erreichen.
Der DMAIC-Zyklus im Leistungssport
Ein typisches SIX SIGMA-Projekt läuft in fünf Phasen ab, die hinter dem Akronym DMAIC stecken: Define, Measure, Analyze, Improve, Control. Der DMAIC-Zyklus könnte in etwa folgendermaßen im Leistungssport Anwendung finden:
Define (definieren): Der zu analysierende Prozess wird festgelegt, ebenso wie diejenigen Personen, die daran beteiligt sind.
Measure (messen): Es werden relevante Daten gesammelt, um zu erkennen, wo Varianz auftritt. Im SIX SIGMA wird Varianz als die Wurzel eines Effizienzproblems angesehen.
Analzye (analysieren): Die gesammelten Daten werden den Bereichen zugeordnet, die verbesserungswürdig sind. Jegliche Probleme werden quantifiziert und isoliert, damit sie in späteren Phasen gezielt angegangen werden können.
Improve (verbessern): Grundursachen des Problems werden in Angriff genommen und mittels geeigneter (sportwissenschaftlicher) Techniken und speziellen Trainings daran gearbeitet.
Control (kontrollieren): Nach den Verbesserungsmaßnahmen beginnt eine Art Testphase. Am Ende dieser Testphase werden die erreichten sportlichen Ergebnisse nochmals evaluiert, um festzustellen, ob die Optimierungsinitiativen die Leistung auf das erwartete Niveau gehoben haben.
SIX SIGMA im Fußball
Die Verwendung von DMAIC bei Gruppensportarten wie Fußball ist nicht ganz trivial. Aufgrund der Interaktion mehrerer Athleten ist es schwieriger, Problembereiche zu bestimmen, und es gibt eine größere Bandbreite von Variablen. Dennoch ist es machbar. Ein gutes Beispiel ist der Torwart. Hier lässt sich nämlich genau beziffern, wie viele abgegebenen Torschüsse er fängt bzw. wie viele er nicht aufhalten kann. Mit dem DMAIC könnte herausgearbeitet werden, in welchem Bereich des Tores der Torhüter am wenigsten wahrscheinlich den Ball hält, und dann gezielt an seiner Beweglichkeit und Reaktionsgeschwindigkeit gearbeitet werden, sodass er genau dieses Tor-Areal besser bzw. schneller erreicht.
Allgemein ist es komplexer, mit DMAIC das gesamte Team zu bewerten, doch man kann es auch als eine Ansammlung einzelner Athleten betrachten, die jeweils zur Gesamtleistung beitragen. Hier liegen also Perspektiven, mit SIX SIGMA auch die Leistung von Fußballmannschaften zu optimieren.