SIX SIGMA in der Medizin

In fast keinem Bereich ist Qualität so wichtig wie in der Medizin: Bei Medizinprodukten und medizinischen Behandlungen kommt es nicht nur auf eine gute Qualität an, und auch eine sehr gute Qualität reicht zu Teilen nicht aus: Spätestens, wenn es um Operationen oder Medikamente geht, muss die Qualität makellos, also fehlerfrei sein. Denn hier geht es nicht allein um die Patientenzufriedenheit, sondern maßgeblich um deren Sicherheit. Eine anstandslose Qualität erwarten Kunden – als Patientinnen und Patienten – sowie behandelnde Ärzte gleichermaßen. Sie ist daher von Interesse für Hersteller medizinischer und pharmazeutischer Produkte einerseits und für Anbieter medizinischer Dienstleistungen, wie Kliniken, andererseits. Qualitätsoptimierung durch SIX SIGMA ist in diesem Sinne ein probates Mittel, um tadellose Produkte und Therapien zu gewährleisten.

Sicherheitsrisiko Produkt- oder Behandlungsfehler

Ist ein alltäglicher Gebrauchsgegenstand fehlerhaft oder von minderer Qualität, ärgert dies den Verbraucher, der in der Konsequenz das jeweilige Produkt nicht nachkaufen wird und womöglich auch gänzlich von dem Hersteller Abstand nehmen wird. Ist ein Medizinprodukt oder eine medizinische Behandlung hingegen fehlerhaft oder von minderer Qualität, kann dies für Patienten einen erheblichen körperlichen Schaden nach sich ziehen, der insbesondere in einem solch sensiblen Bereich nicht zu tolerieren ist. Die Bedeutung optimaler Prozesse in der Behandlungspraxis sowie in der Herstellungspraxis von Medizinprodukten ist daher von zentraler Wichtigkeit und hat auch eine rechtliche Relevanz: In § 137 des Sozialgesetzbuches V sind Richtlinien zur Qualitätssicherung und zur Verbesserung der Patientensicherheit festgelegt.

Es geht im medizinischen Bereich nicht darum, die Anzahl an Fehlern so gering wie möglich zu halten, sondern vielmehr sollte hier eine Null-Fehler-Toleranzschwelle herrschen. Genau hier setzt die Methode nach SIX SIGMA an.

Qualitätsoptimierung durch SIX SIGMA

Im SIX SIGMA kommen mathematische und statistische Methoden zum Einsatz, mit denen anhand bestimmter Messgrößen Prozesseigenschaften genau analysiert und evaluiert werden. Ziel ist es, Prozesse so zu verändern, dass Fehler, Normabweichungen oder Makel auf ein Minimum reduziert beziehungsweise gänzlich eliminiert werden. Im Jahr 2004 gehörte SIX SIGMA einer Untersuchung zufolge erstmalig zu den 25 wichtigsten Managementtools weltweit.

Medizinprodukte

Vor allem, da es bei Medizinprodukten nicht nur darauf ankommt, Fehler so gering wie möglich zu halten, sondern diese gänzlich zu vermeiden, ist Prozessoptimierung nach SIX SIGMA hier eine geeignete Methode, um Herstellungsprozesse und Endqualität von medizinischen Produkten zu verbessern. Dies führt nicht nur zu einer erhöhten Patientensicherheit, sondern ist auch für Hersteller selbst von großer Relevanz, da sich damit auch erheblich Kosten einsparen lassen.

Medizinische Prozessoptimierung

Dass die SIX SIGMA-Methode auch dazu in der Lage ist, klinische Prozesse und medizinische Behandlungen wesentlich zu verbessern, konnte bereits mehrfach wissenschaftlich belegt werden. So zeigt beispielsweise eine Pilotstudie aus 2010, dass die Vorbereitung neurochirurgischer Operationen mithilfe der SIX SIGMA-Methode so optimiert werden kann, dass sich die Patientensicherheit signifikant erhöht und zugleich Folgekosten der Klinik durch Fehler oder weniger qualitative Vorgänge erheblich verringert oder gar vollständig vermieden werden können. Dazu wurden verschiedene Kenngrößen, die repräsentativ für die OP-Vorbereitungsqualität stehen, vor und nach der Optimierung durch die SIX SIGMA-Methode verglichen. In allen Qualitätskennzahlen konnten Verbesserungen mit statistischer Signifikanz nachgewiesen werden.

Dies zeigt, dass der Anwendungsbereich der Prozessoptimierung durch SIX SIGMA keineswegs auf die konventionelle Industrie beschränkt ist, sondern insbesondere auch im medizinischen Bereich von enormer Relevanz ist, da SIX SIGMA genau das anstrebt, was in diesem Bereich von beispielloser Bedeutung ist: Nicht nur die Verringerung, sondern die Vermeidung von Fehlern.