Verschiedene Arten von Ausschuss im LEAN SIX SIGMA

Wie bereits in einem vorangegangenen Blogbeitrag beschrieben, handelt es sich bei LEAN SIX SIGMA um eine besonders anwenderfreundliche Variante der Prozessoptimierung mit SIX SIGMA. Hier nimmt allen voran die Fehlervermeidung – spezieller: die Abfall- oder Ausschussvermeidung – einen übergeordneten Stellenwert ein. Was genau fällt aber unter Abfall bzw. Ausschuss? Sicherlich nicht (nur) das, was man im Haushalt darunter fassen würde. Im LEAN SIX SIGMA wird häufig zwischen acht Arten von Abfällen/Verschwendung unterschieden.

Abfallvermeidung mit LEAN SIX SIGMA

Das Kernelement der LEAN-Methodologie besteht darin, Ausschuss zu identifizieren und zu eliminieren, um so Produktionsabläufe und damit Ergebnisse zu verbessern, Kosten zu sparen und Gewinne zu steigern. Durch minimalen Ausschuss soll also maximaler Erfolg generiert werden. Um sich darauf bestmöglich fokussieren zu können, haben LEAN-Spezialisten eine Art Liste mit acht verschiedenen Ausschuss- bzw. Abfallarten entworfen, welche genau die Bereiche abstecken, in denen Verschwendung am wahrscheinlichsten auftritt. Anhand dieser Auflistung wird auch deutlich, dass die Begriffe „Abfall“ oder „Ausschuss“ viele verschiedenartige Aspekte einbeziehen: Fehler (Defekte), Überproduktion, Transport, nicht-wertschöpfende Prozesse, Bewegung, Wartezeit, ungenutztes Talent und Inventar.

Die acht Arten von Verschwendung

 

  • Fehler (Defekte)

Fehlerhafte Produkte müssen nachgearbeitet oder weggeworfen und neu hergestellt werden. Dadurch entsteht eine der größten Quellen der Zeit-, Ressourcen- und Geldverschwendung. In der LEAN SIX SIGMA-Philosophie wird unter einem Defekt all das verstanden, was dazu führt, dass Kundenbedürfnisse nicht angesprochen werden. Fehlermengen zu minimieren ist einer der Hauptmotivatoren, aus denen heraus sich SIX SIGMA entwickelt hat.

  • Überproduktion

Erfolg an sich ist schön und gut, kann aber auch dazu führen, dass Unternehmen Produkte im Übermaß herstellen, um der hohen Nachfrage voraus zu sein – oft aber eben zu weit voraus. Überproduktion entsteht andererseits zum Beispiel auch, wenn zu viele Bauteile bereit- oder hergestellt werden, und Produktionsmitarbeiter nicht damit nachkommen, sie auch zu verwenden. Dies kann unter anderem zu Extrakosten für die Lagerung all dieser Materialien führen.

  • Transport

Unter Transport wird hier jede Art von Prozess verstanden, bei der (per Hand oder durch ein Gerät/Fahrzeug) Teile von A nach B bewegt werden. Gemeint sein kann aber auch die Zeit, die es braucht, um Informationen weiterzuleiten, welche für das Fortlaufen von Prozessen notwendig sind (zum Beispiel Genehmigungen durch Vorgesetzte etc.). Je länger die Transportstrecke, umso größer das Ausmaß an (potenziell verschwendeter) Zeit – und umso größer die Ineffizienz.

  • Nicht-wertschöpfende Prozesse

Verschiedene Sachverhalte können zu Aktionen führen, die keinen Wert zu einem Prozess beisteuern. Solche sind zum Beispiel schlechte Kommunikation, sich überlappende Zuständigkeitsbereiche oder Datendubletten. In Verbesserungsprojekten mit LEAN SIX SIGMA ist es daher ein wesentlicher Punkt, jeden einzelnen Schritt innerhalb eines Produktionsprozesses genau zu evaluieren und zu bestimmen, ob er dem Ergebnis bzw. schlussendlich dem Endkunden Mehrwert liefert oder nicht.

  • Bewegung

Wenn ein Prozess erfordert, dass Mitarbeiter Extra-Schritte unternehmen müssen (tatsächliche Schritte zu Fuß oder zusätzliche Arbeitsmaßnahmen), ist auch das ein Zeichen suboptimaler Planung und führt ganz nach dem Motto „Zeit ist Geld“ zu (finanzieller) Ineffizienz.

  • Wartezeit

So banal es klingen mag, das Warten von Mitarbeitern (zum Beispiel auf Personen, Informationen oder Materialien, die für das Fortführen der Arbeit essenziell sind) kann sich aufsummieren und eine Menge an verschwendeter Zeit schlucken.

  • Inventar

Probleme mit dem Inventar können beispielsweise durch zuvor genannte Überproduktion entstehen, wenn zu viel Material (das jeweils Stauraum benötigt) von Zulieferern bestellt wird oder fertige Produkte vor der Ausgabe längere Zeit gelagert werden müssen. Die Inventarisierung führt zu einer Budgetverschwendung für die Aufrechterhaltung der Lagerfläche. Mit einem rationalisierten Prozess könnten diese Kosten eingespart werden.

  • Ungenutztes Talent

Diese „Ausschussart“ bezieht sich auf das Unternehmen direkt, das nicht alle zur Verfügung stehenden Mitarbeitertalente und -potenziale nutzt. So haben zum Beispiel viele Arbeiter einen besseren Einblick in die Abläufe und können Ursachen von vielen Problemen schneller erkennen als es oftmals Managern möglich ist – und haben dadurch auch sinnvolle Ideen, wie die Probleme effektiv angegangen werden können. Ungenutzte Talente sind eine ernstzunehmende Art der Verschwendung, die Unternehmen aber gleichzeitig vor echte Herausforderungen stellt. Um die Verschwendung zu vermeiden, müssen Verantwortliche aus dem Management oder der Personalabteilung die Fähigkeiten und Kompetenzen der Mitarbeiter gründlich unter die Lupe nehmen und immer wieder neu evaluieren, um das volle Potenzial im Arbeitsalltag zielführend erkennen und ausschöpfen zu können.