Wie Methoden des SIX SIGMA effektiv bei der Bewältigung der Corona-Pandemie helfen könnten

SIX SIGMA hat sich in der Vergangenheit in Unternehmen zahlreicher Branchen als Methode der Prozessoptimierung etabliert und wird sektorübergreifend erfolgreich eingesetzt. So ist auch die Medizin ein Bereich, in dem SIX SIGMA zur Absicherung und Verbesserung der Qualität sowie zur allgemeinen Verbesserung verschiedener Prozesse herangezogen werden kann.

Wenn es im Jahr 2021 um das Thema Medizin und Gesundheit geht, geht es unweigerlich auch um SARS-CoV-2: Das Corona-Virus stellt Gesundheitssysteme auf der ganzen Welt vor enorme Herausforderungen. In vielen Fällen ist das Management mit dem Virus bzw. mit an COVID-19 Erkrankten alles andere als optimal. Es stellt sich die Frage, ob SIX SIGMA hier ein probates Mittel wäre, um den Umgang mit der Pandemie besser zu gestalten und möglicherweise sogar Gefahren zu eliminieren.

Allgemein ist es bei zahlreichen Konfliktstellen durchaus denkbar, Methoden des SIX SIGMA zu implementieren. Anhand eingehender Six Sigma-Analysen könnte die Krankheit besser verstanden werden, und Ärzte sowie Forscher könnten Anleitungen ableiten, um COVID-19 besser zu managen. Dass das funktionieren kann, ist nicht nur bloße Theorie: Auch praktisch hat sich SIX SIGMA bereits angesichts der prekären Krisensituation bewährt, wie ein Projekt in einem Kinderkrankenhaus in Irland zeigt.

Prozessoptimierung mit SIX SIGMA: Bessere Prozesse bei der Testabwicklung

Virologen sind sich einig, dass zur Bekämpfung der Corona-Pandemie eine ausgeprägte Testkultur unumgänglich ist. Damit Tests zum Nachweis einer Infektion mit dem Corona-Virus aber richtig effektiv sind, ist es wichtig, dass sie das Ergebnis in kurzer Zeit liefern. Das gilt vor allem dann, wenn die getestete Person das Virus tatsächlich in sich trägt, denn dann muss umgehend gehandelt werden (Kontaktpersonen ausfindig machen und informieren, sofortige Quarantäne usw.). Abgesehen von Schnelltests dauert es bei ausführlichen und sehr sicheren medizinischen Tests mehrere Stunden bis Tage, bis das Resultat feststeht: Je nach Land, Labor oder genauer Testmethode gibt es hier eine relativ hohe Varianz. SIX SIGMA bietet sich hier an, um zu evaluieren, wo diese Varianz herrührt. Ist die Ursache gefunden, kann das Problem, welches für längere Abwicklungszeiten verantwortlich ist, eliminiert und so die Zeit bis zum Ergebnis signifikant verkürzt werden.

So könnte etwa die DMAIC-Methodologie auf den COVID-19-Testprozess angewendet werden und verschiedene statistische und nicht-statistische Werkzeuge dazu genutzt werden, genau die Faktoren herauszukristallisieren, die zu der Instabilität bezüglich der Zeit bis zu den Resultaten führen.

Es ist außerdem bekannt, dass die frei verkäuflichen Laien-Schnelltests vergleichsweise unzuverlässig sind und eine hohe Fehlerrate aufweisen. Diese kann unter Umständen fatal sein. Auch hier könnte SIX SIGMA bei den jeweiligen Herstellerfirmen verwendet werden, um die Schnelltests besser zu machen: Durch SIX SIGMA könnten die verlässlichsten Daten bestimmt und diese dazu genutzt werden, folgende Tests präziser und verlässlicher zu machen.

Weniger Müll, weniger Kosten, weniger Ansteckungsgefahr: Ein SIX SIGMA-Projekt mit Erfolg

Ein Krankenhaus in Dublin hat bereits SIX SIGMA-Methoden im Umgang mit Corona angewendet und war dabei sehr erfolgreich: Speziell ging es darum, Abfälle bei Corona-Tests an Kindern mit angeborenem Herzfehler zu reduzieren. Im Endergebnis wurde das primäre Ziel erreicht und Abfall sowie dadurch entstehende Kosten erheblich reduziert. Zudem minderte sich das Ansteckungsrisiko mit dem gefährlichen Virus sowohl für Patienten als auch für Angestellte.

Dazu wurden der DMAIC-Zyklus sowie eine Wertstromanalyse angewendet. Schon nach nur drei Wochen dokumentierte die Klinik folgende Ergebnisse:

  • Die Anzahl an Schutzausrüstung für medizinisches Personal verringerte sich signifikant mit einer Ersparnis von über 36.000 Pfund jährlich.
  • Jährlich 70.000 Einheiten weniger Abfall durch Einwegplastik
  • Signifikant weniger Kontakte zwischen Personal und Patienten mit noch unentdeckter COVID-19-Erkrankung.

Auch wenn eine Infektion mit dem Corona-Virus nicht im Vordergrund für einen Klinikaufenthalt steht, hat das Virus weitgehende Konsequenzen für den allgemeinen Krankenhausbetrieb, da jeder Patient vorsorglich vor der Behandlung auf eine mögliche Infektion getestet werden muss. Die Testpraktiken haben also einen enormen Einfluss auf sämtliche Prozesse und damit auch auf die laufenden Kosten.

Das SIX SIGMA-Projekt führte neben der erwünschten Abfall- und Kostenreduzierung allgemein auch dazu, dass sowohl Angestellte als auch Patienten sicherer in Bezug auf eine mögliche COVID-19-Infektion sind, da Risiko-Kontakte signifikant reduziert wurden.

Es zeigt sich somit, wie hoch das Potenzial von SIX SIGMA zur Bewältigung der Corona-Pandemie ist. Jegliche medizinischen Betriebe, Institutionen und medizintechnischen Unternehmen können von entsprechenden Maßnahmen profitieren.